Samstag, 5. November 2011

„Das Kind braucht doch mal was Festes...“

Ein Post zu diesem Thema hatte ich schon eine Weile geplant, jetzt habe ich es endlich geschafft, meine Gedanken aufzuschreiben:
Mit dem Stillen hatte ich Glück. Von Anfang an: Geburt – andocken – trinken – Milcheinschuss – andocken – trinken – zwei kleine Milchstaus – weiter trinken – und so trinkt der Kirps noch heute und nimmt sehr gut an Gewicht zu. Es gab wenig Fragen in den letzten Monaten und kaum Probleme bezüglich des Stillens. Es klappte einfach und ich war mir auch selten unsicher. Und wenn doch einmal, gab es ja zum Glück Blogs und Foren. :) Sicher war ich  mir von Anfang an, dass ich sechs Monate voll stillen möchte. So auch die allgemeine Empfehlung von Hebamme, Ärzten und der WHO. In letzter Zeit jedoch höre ich immer wieder Stimmen aus meinem Umfeld, die mich diesbezüglich verunsichern. Insbesondere die ältere Generation (z.B. die strickende Uroma) fragt erstaunt nach, wieso denn der Knirps immer noch nichts „Richtiges“ bekommt. Es wird doch jetzt wohl mal endlich Zeit. Das erste Mal wurde ich damit konfrontiert, da war der Knirps noch nicht mal vier Monate! Schreit der Knirps, heißt es: „Er wird nicht mehr satt“. Bei der älteren Generation kommen diese Ansichten wohl daher, dass früher nicht nach Bedarf gestillt wurde, sondern nach der Uhr alle vier Stunden. Damals war es weit verbreitet, dass Mütter nicht lange stillen konnten, da die Milch auch nicht nach Bedarf gebildet wurde. Diese Kommentare kann man ja noch ignorieren und einfach weiterstillen. Jetzt ist der Knirps allerdings schon 5 Monate und eine Woche. Wenn ich jetzt Freunden oder Bekannten sage, dass er noch voll gestillt wird, gibt es öfter komische Blicke. Kommentare, wie „Ihr müsst doch neugierig sein, wie es so ist mit „richtigem“ Essen“, oder „Na gib ihm doch jetzt das Stück Pizza, kann doch nicht schaden“. Diese Aussagen kommen sowohl von Eltern als auch von Nicht-Eltern. Ich möchte gerne antworten (und tue es auch in freundlicher Form): „Lasst mich doch bitte einfach so machen, wie ich es für richtig halte! Warum mischt ihr Euch ein?“. UND: „Was denkt ihr was er beim Stillen bekommt? Kein „richtiges“ Essen?“
Nun, der Knirps macht seit 2-3 Wochen sofort den Schnabel auf, wenn er Essbares sieht. Also tun wir ihm den Gefallen und lassen ihn auf einem Stück roher Karotte oder einem Brotkanten rumkauen. Essen tut er es ohnehin noch nicht. Wir bleiben bei unserer Entscheidung ihn noch bis zum Ende des sechsten Monats zu stillen. Mich ärgert es nur, wenn unsere Entscheidung so in Frage gestellt wird. So als ob wir den Knirps unnötig hinhalten würden (böse Eltern...).
Ein Blick auf die Statistik zeigt, dass nur 22,4% der Mütter in Deutschland sechs Monate voll stillen (Link). Aha, ich gehöre also zu diesem knappen Viertel. Was mir am Herzen liegt, ist aber nicht, ob und wie lange Mama voll- oder teilstillt, sondern dass es jede für sich selbst entscheiden darf. Einfach so wie Mama und Nachwuchs sich dabei wohlfühlen. Andere sollten die Entscheidung respektieren und nicht noch mehr Verunsicherung stiften (oder gar ein schlechtes Gewissen machen), sondern die Eltern einfach bei ihrer Entscheidung unterstützen.


Wie lange habt ihr vollgestillt? Was für Erfahrungen habt ihr mit Eurem Umfeld gemacht?

18 Kommentare:

  1. Huhu, wollt euch einen lieben Gruß da lassen!! Euer Blog gefällt mir sehr gut ;)
    Schönen Sonntag!!

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  2. Danke! Habe mir gleich mal Deinen Blog angeschaut und bin dann mal Mitlgied geworden. Sehr schöner Blog und sehr schicke Fotos!

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  3. Ich finde es super, dass du es geschafft hast, den Zwerg 6 Monate zu stillen, hin oder her was das Umfeld sagt!
    Aber scheinbar zeigt der Kleine dir jetzt, dass er "richtiges Essen" möchte, und genau so sollte es sein! Kinder zeigen selben, was sie wollen.
    Und ich würde an deiner Stelle auch gucken, ihn noch weiter zu stillen, ist nachts doch sehr praktisch, zum einschlafen, vielleicht einfach bissel feste Nahrung probieren.
    Und es ist wirklich so, dass Muttermilch irgendwann nicht mehr die nötigen Kalorien liefert!

    Sue (aus der Sicht einer Kinderkrankenschwester)

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  4. @ Sue: Danke für den schönen Kommentar!
    Ich möchte den Knirps auf alle Fälle nach Einführung der Beikost weiter stillen. Ist nachts wirklich sehr praktisch :)
    Wir wollen in den nächsten Tagen / Wochen mit Beikost anfangen, da ich auch der Meinung bin, dass es eben nach dem 6. Monat nicht mehr nur ausreicht zu stillen.

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  5. Hey liebe Katrin, ich finde es schrecklich wenn man Eltern so reinredet, das passiert ja nicht nur beim stillen, schon vor der schwangerschaft fängt es an: "Wollt ihr nicht mal kinder?/Seid ihr nicht noch zu jung?", dann in der Schwangerschaft: "Warum machst du die und die Untersuchung nicht? Und du bist sicher schon im 5ten Monat? Man sieht ja noch kaum was! Willst du wirklich so entbinden?" und das geht immer weiter...als eine die noch ganz am Anfang steht und bei der besten Freundin gerade die SS mitbekommt kann ich nur sagen es kotzt mich tierisch an. Die Mütter/Väter wissen am ehesten was gut für das Kind ist, gefolgt von den Hebammen, und da darf man sich von keiner Oma/Uroma/Tante/Freundin/Ärztin reinreden lassen!
    Ich finds toll das du so lange stillst, ich hoffe ich kann das auch später!

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  6. Hallo Katrin,
    die Kommentare der Verwanden kenne ich auch. Ich habe bei meiner großen 6 Monate voll gestillt und aber noch bis 4 Tage vor ihrem 2. Geburtstag weiter gestillt und das abstillen war von ihr noch lange nicht geplant aber irgendwann fand ich es dann auch nicht mehr toll auf dem Spielplatz zu sitzen und noch zu stillen.

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  7. @ l'inutile: Ja, die gut gemeinten Vorschläge fangen in der Schwangerschaft an, und was ich von Freunden sehe, hören sie auch nie auf, bis das Kind wahrscheinlich aus dem Haus ist. Irgendwie denkt jeder er hat das Recht, Eltern reinzureden, bei jeder Entscheidung. *Seufz* da hilft es nur, sich ein dickes Fell zuzulegen.

    @Nici: Toll, das Du solange gestillt hast! Ich möchte auch auf jeden Fall weiterstillen, ein Jahr auf jeden Fall und ggf. auch weiter. Mal schauen, wie sich alles entwickelt.

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  8. Hi Katrin,
    Ich glaube was unsere lieben Eltern und Großeltern bei ihren gut gemeinten Ratschlägen immer vergessen ist das die Zeiten sich geändert haben und der neuste Wissensstand nur noch selten über die ältere Generation weiter gegeben wird. Wir machen es einfach wie wir es für richtig halten und wie es neuste Erkenntnisse sagen und lächeln wissend zu den Kommentaren! Und he - wenn sich der Knirps bestens entwickelt was kann dann falsch sein am Stillen? Und es ist sooo praktisch. Wenns Brei gibt ist einiges mehr mitzuschleppen oder du solltest daheim sein. Das Interesse an den leckeren Sachen die sich Mama und Papa da einverleiben kann man ja trotzdem stillen indem sie einiges ansabbern und annagen dürfen.
    Lg Schubi

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  9. Liebe Katrin,
    ich hab meine beiden sechs Monate voll gestillt und ja, beide haben kurz vorher begonnen, großes Interesse am "richtigen" Essen zu zeigen. Und ja, beim ersten Kind waren die Kommentare der älteren Generation echt verunsichernd. Wie Du's machst, das scheint mir ganz richtig - die Kommentare, so sehr sie auch unter die Haut gehen können, gerade von Omas etc. - sanft abblocken und das machen, was richtig erscheint (und m.M. auch ist). Ich hab nach den sechs Monaten ganz allmählich begonnen, zuzufüttern. Der Große hat das Karottenpüree entdeckt und es war Liebe auf den zweiten Löffel. Die Kleine war interessiert, aber so ganz überzeugt war sie nicht. Eher interessiert am "großen" Essen (das sie aber noch eine ganze Weile nicht probieren durfte). Gestillt wurden beide noch eine ganze Weile, der Übergang verlief langsam und wie mir schien, schonend für ihr Verdauungssystem.
    Die Meinungen der Gesundheitsexperten zu diesem Thema scheinen starken Moden unterworfen zu sein, horch also auf DEINEN Bauch, was Dir als Mama richtig erscheint. Muttermilch ist einfach ein ganz köstliches, gesundes und für DEIN Baby genau richtig zusammengesetztes Lebensmittel. Wenn es Euch beiden gut geht damit, würde ich mich nicht irre machen lassen!
    Noch in der ersten Schwangerschaft hätte ich mir nicht vorstellen können, dass es bei mir mit Stillen klappt, aber das Argument, dass es nichts gibt, das so ideal von der Zusammensetzung und der richtigen Temperatur daherkommt wie MuMi, plus zugegebenermaßen der Bequemlichkeitsfaktor, hat mich zur Stillmama gemacht. Und was ich mir ebenfalls noch in den ersten Wochen nicht hätte vorstellen können - ich hab nach den ersten sechs Monaten weitergemacht, weil es uns beiden gut tat. Sowohl mit dem Großen, wie später mit der Kleinen. Manche Kinder stillen sich selbst nach ein paar Monaten ab (d.h. verweigern regelrecht die Brust), manche möchten ewig weitertrinken. Der Punkt ist, dass es sowohl dem Baby/Kleinkind als auch DIR damit gut geht. Bei den meisten Mamas in meinem Bekanntenkreis, die länger stillten als das Minimum, kam irgendwann der Punkt, dass das Kind ihnen nachts durch ständigen "Bedarf" den Schlaf, damit die Nerven und die Kraft raubten. Wenn das bei Euch harmonischer geht - warum nicht so lange dabei bleiben, bis einer oder beide die Lust verlieren und sagen: jetzt ist es Zeit aufzuhören. Aber eins ist wichtig: Lass Dich nicht von der Umwelt irre machen.
    Mit dem Stillen fängt es an, mit unendlich vielen anderen Kleinigkeiten oder größeren Sachen geht's weiter. Sich jetzt ein dickeres Fell zulegen, ist der beste Rat, den ich geben kann!

    Liebe Grüße von Dodo aus München
    P.S. Ich hab den Großen fast zwei Jahre gestillt, die Kleine sogar noch wesentlich länger...

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  10. Also, liebe Katrin, ich bin auch Oma eines 10 Monate alten Mädchens und habe die Mutter desselben bis zum Alter von 15 Monaten gestillt. Meine Mutter hat das nicht geschafft, aber da war schon damals auch die aufstrebende Ersatznahrungsindustrie hinterher, die Mütter mit ihren Wiegekarten auf den "richtigen Weg" zu bringen. Meine Mutter war erstaunt, dass das bei mir dann so gut geklappt hat. Aber in puncto Hausgeburt war sie für mich ein tolles Vorbild. Meine Tochter hat den ebenfalls die Geburt mit einer Hebamme gewählt & die Überzeugung mitgenommen, dass frau das schon schafft, ist aber mit der Hebamme in ein Krankenhaus zur Entbindung gegangen, um gewisse "Sicherheiten" in der Hinterhand zu haben & um ihren französischen Mann nicht zu sehr zu irritieren. Sie hat ihr Kind gestillt, aber ab dem 4. Monat mit selbst hergestellter Beikost eine Mahlzeit am Tag ersetzt.
    Was ich damit sagen will: Viele Wege führen nach Rom, alle funktionieren, aber man muss sich gegenseitig tolerieren & die Vorgehensweisen der Anderen akzeptieren. Ich beobachte aber zur Zeit, dass sich die jungen Frauen gegenseitig so abartig unter Druck setzen wie es bei uns vor 30 Jahren nicht der Fall war. Wichtig ist doch, dass man in sich hinein hört & sein Kind gut beobachtet & entsprechend das Zusammenleben organisiert. Und da kann das Zuhausebleiben richtig sein wie der Wiedereinstieg in den Beruf - verketzert werden sollte keine Entscheidung! Das würde ich euch jungen Müttern wünschen, scheint aber momentan nicht so zu sein. Schade! Lass dir aber deine Freude am Stillen nicht vermiesen!
    Astridka, Nähoma aus Köln

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  11. Unsere zwei Zwerge haben 12 bzw 13 Montage kein "richtiges Essen" ;) bekommen - beide Seiten hatten jedenfalls Spass daran - naja, bis dann die Zähne erkundend eingesetzt wurden. Jede Mama oder Familie darf das für sich selbst festlegen. Die Kinder sagen schon deutlich, wenns dann mal was anderes sein soll. Eurer Spatz hat sein Leben lang Zeit, Schnitzel, Äpfel und Co. zu essen. Macht Euch deswegen keinen Kummer. Es ist normal, dass die vorhergehenden Generationen Ihre Erfahrungen teilen möchten und sollen, aber heute ist jede Mama und jeder Papa eben ein bissel selbstbewußter und trifft seine Entscheidungen zunehmend selbstbestimmt nach der eigenen Einschätzung. Und das ist gut so ;)

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  12. Danke für Eure ermunternden Kommentare und Erfahrungen!
    @Dodo: Ich hatte eine Ahnung, dass es mit dem Irre machen aus der Umwelt weiter geht. Bin dabei mir ein passenden Fell zu suchen ;)

    @Astridka: Toll, dass Du so lange gestillt hast. Von meiner Mutter weiß ich, dass sie mich etwa 3 Monate voll gestillt hat und dann noch 2 weitere. Damit war sie damals schon eine der Mütter, die länger stillten. Und Du hast völlig Recht: etwas mehr Gelassenheit im Umgang miteinander würde gut tun.

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  13. xDD super lustig!
    Ich habe 5 monate voll gestillt und dann größtenteils mit BLW zugefüttert oder wenn Brei, dann selbstgekocht.
    Komplett abgestillt habe ich, als Julietta 10 Monate war. Bzw Sie hat sich abgestillt.

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  14. Super, dass es bei Dir so gut geklappt hat! Wir planen auch, nach Beginn mit der Beikost noch weiter zu stillen. Mal schauen, wie lange der Knirps mitmacht :)

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  15. Ich bin "Langzeitstillerin". Mein Sohn wird bald 2 und stillt Abends/Nachts noch 2-3 mal. Sein Interesse an "richtigen Essen" ist eher gering. Bei meiner Großen konnte ich nur 2 Monate etwas stillen und wir haben ihr dann die Flasche gegeben. Wir haben beiden Kindern mit 7 Monaten angefangen selbst gekochten Brei zu füttern.

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  16. Ich will auch selbst kochen. Wir fangen die nächsten Tage mit Brei an. Der Knirps ist heute 6 Monate geworden :)

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  17. Voll habe ich 6 Monate gestillt und im 10. Monat abgestillt ... bei meinen Kindern davor ebenso .... an Kommentaren habe ich das selbe zu hören bekommen wie du und ich versteh es überhaupt nicht, es nervt, es belastet und ist einfach nur dumm und es ärgert ich, da ich weiss ich tu das richtige, man aber immer wieder so hingestellt wird, als wenn man das falsche tut .... schrecklich ...

    Stillst du denn noch?

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    1. Inzwischen ist der Knirps ja auch schon 10 Monate. Ich stille noch ca. 4 Mal am Tag. Es wird immer weniger, da der Knirps ordentlich isst. Ich denke ein paar Monate werden wir das noch beibehalten, falls der Knirps noch solange mitmacht :)

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