Gestern habe ich es zum ersten Mal auf einen Kreativmarkt geschafft. Der
Mann hütete den schlafenden Knirps zu Hause, da er sich ohnehin nicht
für so einen „Kram“ interessiert. Ich war gespannt. Was es da wohl alles
zu sehen gibt? Sicher war der Markt voll von Inspirationen,
individuellen und schönen Dingen. Die erste (weniger schöne)
Überraschung erlebte ich, als ich die Schlange wartender Leute sah.
Grummelnd reihte ich mich ein. Nach einer halben Stunde anstehen und
2,50€ Eintritt durfte ich endlich in die Halle. Es bot sich mir eine
bunte Vielfalt und viel angenehme Überraschungen kreativer Art:
Genähtes, Stoffe, Buttons, Lampen, Spielzeug, Stempel, Grafiken usw. An
jedem Stand gab es etwas neues zu entdecken. Ich erstand zwei Meter
schönes Auto-Webband und einen Fußball-Flaschenöffner für den Mann. Beim
Genähten interessierte ich mich hauptsächlich für die Verarbeitung. Man
lernt ja nie aus.
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Das coole Webband für den Knirps. Erstanden auf dem Kreativmarkt. |
Auf dem Nachhauseweg machte ich mir Gedanken, was den Kreativ-Trend denn
so ausmacht. Ist es wirklich das Kontra zu billiger Einheit-Massenware?
Klar! Es sind alles individuelle Stücke und genau diese Individualität
ist es ja wonach sich die Menschen sehnen. Daher ja auch der Trend...
Ich freue mich sehr über diese Entwicklung, weil sich die Menschen damit
auch wieder auf Qualität besinnen, weg von der Massenware und sich
fragen wo die Ware herkommt. Wenn man Selbstgemachtes kauft, hat man oft
ein Einzelstück erworben und wenn man selbst etwas herstellt, weiß man
wieviel Arbeit dahinter steckt und liebt diese Sache innigst. Sie
bedeutet so viel mehr als ein gekauftes Stück.
Was ich aber auch bemerkte ist, dass es innerhalb des Handgemacht-Trends
natürlich auch wieder Trend gibt. Stoffe unterliegen genauso der Mode
und die Muster wiederholen sich. Demzufolge, ähneln sich die Sachen, die
ich nähe oder die angeboten werden oft. Der Schnitt und was man damit
macht, bringt hier zwar auch nochmal Individualität, aber gerade
diebunten Motivkinderstoffe sind so laut, dass der Schnitt meist nicht
so auffällt. So ist es mir z.B. mit
dieser Mütze, die ich für den Knirps
im letzten Jahr nähte, so passiert, dass ich angesprochen wurde, wo ich
die gekauft hätte, mit so Eulensachen, rennt ja jetzt jeder rum. Ich
habe diese Mütze deswegen nicht weniger geliebt, aber nähe ich nicht
gerade weil ich individuelle Sachen für mein Kind möchte?!
Freunde bemerken immer wieder mal an, wie teuer die selbstgenähten
Sachen sind. Wenn man aber Material und investierte Arbeitszeit rechnet,
sind sie gar nicht mehr so preisntensiv. Teuer erscheinen sie vor allem im
Vergleich zu billiger Massenware. Dort trägt aber jemand anderes die
Kosten, die man selbst nicht zahlt. Zum Beispiel Billiglohnarbeiter und
fehlende Umweltauflagen sorgen für schön billige preise. Will nicht (!)
heißen, dass jede große Kette so arbeitet! Gerade heute abend lief in
3sat eine Reportage
„Die 20 größten Konsumsünden“ in der Konsumsünde Nr.
10 die Kleidung ist. Die Autoren beschreiben darin, dass die Kleidung
so billig ist, dass sich eine „Ex und Hopp Mentalität“ bei uns
entwickelt hat. Wenn etwas nicht mehr gefällt, gibt es ein preiswertes
Neues Kleidungsstück. Ein Body für ein Baby kann neu nicht nur 2-3 Euro
kosten, oder eine Hose 3-4 Euro. Unabhängig davon, finde ich aber, dass
die Grundlage für die schönen individuellen Sachen, der Stoff,
unverschämt teuer ist. Gut, es ist hoch qualitativer Stoff und sehr süß!
Aber die bunten Kinderjerseystoffe mit Eulen, Äpfeln, Füchsen usw.
kosten so viel, dass ich mich frage, ob sich selber nähen hier wirklich
lohnt. 11 Euro für einen halben Meter bei einem Stoff, der 1,20m breit
liegt? Nö! Ich kaufe auch ab und zu süße Kinderstoffe, versuche aber
etwas ab vom Mainstream zu kaufen, in kleinen Stoffgeschäften und eher
selten online. Außerdem vernähe ich gern abgelegte Kleidung. Wenn wir
irgendwo im Ausland sind suche ich auch oft Stoffgeschäfte auf, weil es
dort immer eine andere Auswahl gibt.
Mein Fazit: Der Handgemacht-Trend ist super. Mehr davon. Weiter so.
Allerdings muss man auch bei diesem Trend aufpassen, dass man wirklich
individuell bleibt. Der Hangemacht Markt ist schließlich auch nur ein
Markt, der automatisch auch Moden unterliegt.