Seit sechs Wochen am Mittagstisch: „Komm Knirps, noch ein Löffelchen!? Wenigstens noch ein klitzekleines Löffelchen? Dann wären es schon fünf klitzekleine Löffelchen heute mittag!“ Wie ich berichtete, mochte der Knirps seinen ersten Brei überhaupt nicht. Nein, ganz und gar nicht. Es wurde ein wenig besser. Aus keinem Löffelchen wurden 4-5 Löffelchen. Manchmal auch zehn! Aber das war es dann auch. Der Knirps aß fast alles was man ihm anbot, aber es blieb bei Probiermengen. Ich war verzweifelt. Was war zu tun? Ich maß die genaue Menge ab: 12 Gramm! Manchmal 18 Gramm. Hmm? Essen die ganzen anderen Babies von Freunden nicht schon 90 Gramm? Hieß es nicht: Vier Wochen die eine Mahlzeit am Mittag geben. Wenn diese Stillmahlzeit dann ersetzt ist, gibt es Abendbrei. Auch diese Stillmahlzeit dann ersetzen usw. Egal, ich ersetzte natürlich die Stillmahlzeit mittags nicht! Bei den Mini-Mengen. Auf geht’s, wir probierten den Abendbrei. KATASTROPHE! Der Knirps schüttelte sich, machte den Mund auf, brachte alles wieder raus und schaute mich erschüttert an. Wir probierten Hafer, Hirse und Gries. Nichts war essbar.
War es nur mein Baby? So ersetzen wir doch nie Stillmahlzeiten? Hmm? Muss man überhaupt Stillmahlzeiten ersetzen? Ich befragte Dr. Google und wurde in Foren fündig. Zuerst fand ich eine Buchempfehlung „Mein Kind will nicht essen“ von Dr. Carlos Gonzáles. Sofort bestellt. Gelesen. Eine Erleuchtung!!! Nein, der Knirps ist nicht das einzige Baby, was nicht essen will. Es sind wohl vor allem gestillte Kinder, die sich weigern, feste Nahrung zu sich zu nehmen. Ja und? Gar nichts passiert. Man sollte einfach ohne Druck weiterfüttern und weiterstillen, bzw. die Flasche geben. Es ist keine gute Idee, die Milch vorzuenthalten, um mehr Beikost zu geben. Das würde zu Gewichtsverlust führen. Warum? Muttermilch enthält 70kcal pro 100g im Vergleich dazu haben Möhren 27 kcal/100g und Gemüse-/Fleischbreie zwischen 30 und 50kcal/100g (Gonzáles). Aha. Ich stöberte weiter und fand diesen interessanten Link zur Beikosteinführung. Der öffnete mir entgültig die Augen. Die Idee mit dem Ersetzen von Stillmahlzeiten erschien mir immer realitätsferner. Man spricht doch von Beikost und nicht von „Anstatt“kost und das Baby braucht Milch im ersten Lebensjahr. Aber warum wird es immer so kommuniziert, dass Stillen ersetzt werden muss? Es müsste richtigerweise heißen: WENN sie bald abstillen wollen UND anstatt Stillen künstliche Babymilch füttern möchten, DANN ersetzen sie bitte die Stillmahlzeiten. Das wäre alles klarer und logischer und jeder könnte sich aussuchen, was am besten auf die jeweilige Lebenssituation passt. Meine Erachtens wird die Beikosteinführung von Büchern, Ärzten und Ratgebern mangelhaft kommuniziert. Mich hat es einige Zeit und Nerven gekostet um das alles herauszufinden. Fazit: Wir bleiben jetzt bei der ganz entspannten Einführung von Essen, der Knirps isst was er isst und wir stillen weiter vor den Mahlzeiten. Irgendwann wird er schon "richtig" essen, der Knirps.
Habt ihr nach der Beikosteinführung weiter gestillt zu den Mahlzeiten oder schrittweise ersetzt?
Meine Große wollte sich auch nicht einfach so das stillen nehmen lassen und schon garnicht durch Brei ersetzen lassen :-) Das kommt alles von ganz allein,sie hat dann doch mit 6 Monaten ganz langsam angefangen aber sie wurde dann auch noch recht lang gestillt.1 Woche vor ihrem 2. Geburtstag habe ich dann den Schlussstrich gezogen.
AntwortenLöschenGut zu hören :) Und gut, dass sich dann auch alles von allein ergibt. Die Kleinen wissen schon, was ihnen gut tut.
LöschenWieder(!)mal ein großartiger Post!
AntwortenLöschenJa, es ist schon traurig welche Ansicht über das Stillen und Essen in Deutschland vertreten bzw. dargestellt wird.
"Gib dem armen Kind doch mal was Richtiges!" sagt die Oma/Nachbarin/Schulfreundin.
"Wie, Sie Stillen noch hauptsächlich? Ihr Kind braucht doch dringend Eisen!" sagt der Kinderarzt/Hausarzt.
"Wuah, was mach ich nur, mein Kind isst einfach keinen Brei!" sagt und jammert das arme Mutterherz.
Unsere Lösung war Fingerfood. Die Kleine hat von Anfang an allein bei uns mitgegessen. gegartes gemüse, Kartoffeln, Nudeln, Obst, Couscousällchen, gehacktebällchen....was sie aß, aß sie, was sie ausspuckte, spuckte sie aus. satt stillte sie sich bei mir.
perfekt, ohne stress.
und heute isst sie alles. wenn sie dürfte den ganzen tag. und sogar (vorrangig) mit dem löffel, wo doch die meisten prognostizierten "also SO wird das Kind ja NIE lernen, dass man nicht mit den Fingern isst!"
Ja genau.
Und außerdem wird sie mit 12 noch gestillt werden, in unserem Bett schlafen, Einschlafstillen und vorallem: In der Öffentlichkeit mit den Händen im Essen rummanschen!
haha!
ganz liebe grüße und danke für deinen tollen post
halitha
Liebe Halitha,
Löschendanke für Deinen schönen Kommentar! Wir haben auch einen kleinen Breiverweigerer. Dazu bereite ich noch einen extra Post vor. Fingerfood hilft bei uns auch :)Ich stille noch 7-9 mal in 24 Stunden und es geht uns allen gut dabei.
Gut zu hören, dass es bei Euch auch so geklappt hat!
LG Katrin
also bei uns war es ganz anders. schon nach drei tagen gemüse hat mein kleiner ein ganzes gläschen weggeputzt. nachdem dann so nach drei wochen fleisch dazu kam hab ich das stillen mittags dann weggelassen. als ein monat später der abendbrei dazukam hat er den auch anstandslos gegessen. ich stille ihn also nur noch vormittags zweimal, nachmittags und nachts. ich hab nichts gegen stillen, so ist das nicht, aber ich bin froh auch ein bisschen freiheit wieder zu haben sodass ich ohne grosse vorbereitung einfach mal über mittag weg sein kann und der papa dann aufs kind aufpasst und füttert.
AntwortenLöschenich denke wie bei allem in der entwicklung ist da jedes kind anders, die einen essen früher beikost die anderen später, irgendwann werden sie es aber alle tun, man muss nur geduld haben.
Super, dass es bei Euch so schnell geklappt hat. Da ist sicher jedes Kind anders. Ich will den Knirps irgendwann ja auch mal für 1-2 Mahlzeiten weg von der Brust ;) Hoffe, dass er in ein paar Wochen vielleicht den Mittag schafft :) LG
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