Da ist es. Das zweite Interview in der Mama for Sale-Reihe "Plötzlich Eltern". Viel Freude beim Lesen!
Seit 14 Monaten ist ihre Tochter G. ein fester Bestandteil ihres Lebens.
F. (37) geht seit drei Wochen wieder arbeiten, nachdem sie ein Jahr mit
ihrer Tochter zu Hause war. Ihren Alltag bestreiten F. und G. zu zweit.
Wie geht es Dir?
Ganz hervorragend. Vor drei Wochen gab es einen großen Wechsel in
unserem Leben. Ich gehe wieder arbeiten, in Teilzeit, und mein kleiner
Räuber geht in die Kinderkrippe. Nachmittags haben wir dann Zeit, etwas
Schönes gemeinsam zu unternehmen.
Wie geht es Deiner Tochter?
Ihr geht es sehr gut. Trotzdem sie nun in der Krippe ist und ich
erwartet habe, dass sie am Anfang krank sein wird, ist sie
gesundheitlich sehr stabil. Sie ist richtig kommunikativ, schon früh am
Morgen erzählt sie mir die verschiedensten Dinge mit den Worten, die sie
schon kann. In der Öffentlichkeit flirtet sie regelrecht mit anderen um
sie herum. Außerdem ist sie sehr unternehmungslustig. Seit sie 13
Monate ist, läuft sie und möchte toben und spielen. Am liebsten an der
frischen Luft. In die Krippe geht sie gern. Morgens gibt es zwar
manchmal Geheul, aber es gefällt ihr sehr gut dort. Sie ist ein sehr
ausgeglichenes, entspanntes Kind.
Was macht Dir gerade am meisten zu schaffen?
Dass ich nicht so viel familiäre Unterstützung habe. Für mich bedeutet
das wenig Entlastung und für G. ist es schade, dass sie ihre Großeltern
so wenig sieht. Mein Vater ist beruflich noch viel eingespannt und hat
sie bisher einmal von der Krippe abgeholt und eine Stunde auf sie
aufgepasst. Das war das erste Mal, dass er Babysitter war. G.‘s Vater
wohnt im Ausland und besucht uns einmal im Jahr. Wir haben zwar sonst
regelmäßig Kontakt, telefonisch oder per Skype. Das vermittelt aber kaum
Nähe. Der Papa wird dadurch eher als virtuelle Person von ihr
wahrgenommen. Manchmal unterstützt mich auch ein Babysitter. Das
ermöglicht es mir, mir selbst ein paar Freiräume zu schaffen. Das ist
mir sehr wichtig. Ich habe angefangen Klarinette zu spielen und spiele
meiner Tochter dann manchmal was vor.
Was bereitet Dir am meisten Freude?
Meine Tochter hat einen netten Humor. Ihre Reaktionen werden komplexer.
Ich merke, wie sie sich ihren Teil denkt. Ich finde meine Tochter
wunderschön und bin total verliebt in sie. Es ist immer wieder
erstaunlich, wie glücklich es mich macht, dieses Kind zu haben. Die
Liebe, die man für ein Kind empfindet, ist unvergleichlich. Das macht
alles wett: durchwachte Nächte, kranke Tage usw.
Welche Vorstellungen hattest Du, bevor Deine Tochter geboren wurde? Was war dann anders oder gleich?
Während der Schwangerschaft hatte ich wenig konkrete Vorstellungen
entwickelt, was danach sein könnte. Ich war zu beschäftigt damit, ein
neues Leben aufzubauen, da ich aus dem Ausland wieder nach Deutschland
gezogen bin. Ich hatte keine Ahnung, wie dich so ein Kind absorbiert.
Das hat alles übertroffen. Wie fremdbestimmt man auf einmal lebt und wie
wenig Zeit so für sich selbst bleibt. Ich war überrascht, wie schnell
man sich im ersten Jahr daran gewöhnt hat. Aber nicht falsch verstehen:
ich habe sehr sehr selten bedauert, diese große Freiheit nicht mehr zu
haben.
Vor der Geburt habe ich mir erhofft, dass ich eine schnelle Verbindung
zu meinem Kind haben werde. Sie zu sehen und zu denken: „Dich hab ich
lieb.“ Das war dann auch so! Jetzt lasse ich alles auf mich zukommen.
Ich habe mit Kind gelernt, Pläne auch mal sein zu lassen. Die wenigsten
Dinge sind so wichtig, dass man in Stress verfallen sollte. Dann fällt
es eben aus oder man kommt 10 Minuten zu spät.
Was hat sich verändert, seit Du wieder arbeiten bist?
Der neue Alltag gefällt mir super. Es gibt großes Verständnis von den
Kolleginnen und Kollegen. Meine Tochter und ich haben allerdings weniger
Zeit miteinander. Unsere gemeinsame Zeit beschränkt sich jetzt auf die
Wochenenden, Nachmittage und Abende. Der Morgen ist straff
durchorganisiert. Das Leben ist generell fester strukturiert als vorher.
In dem Jahr zu Hause haben wir uns viel treiben lassen.
Meine Tochter hat durch die Krippe jetzt andere Menschen um sich herum.
Ich weiß gar nicht, was sie so kann und den ganzen Tag macht. Sie macht
Erfahrungen ohne mich und hat blaue Flecken, von denen ich nicht genau
weiß, woher sie kommen.
Gehst Du abends oder tagsüber manchmal allein weg?
Ja. Unbedingt. Zum Beispiel zum Klarinetten Unterricht. Ich habe einen
freien Tag in der Woche, an dem meine Tochter trotzdem in die Krippe
geht. Dann kann ich was für mich machen oder etwas erledigen. Alle 1-2
Monate gehe ich abends mit Freunden weg.
Was wünschst Du Dir für Eure Zukunft?
Ich wünsche mir, dass sich meine Tochter weiter so gut entwickelt und
gesund bleibt. Ich wünsche mir für sie, dass sie ein so erfülltes Leben
hat, wie ich es bisher hatte. Ich habe einen Traum, dass ich als alte
Frau mit meiner Tochter beim Kaffee sitze und mit ihr über ihr Leben und
ihre Kinder reden kann.
-----------
Danke für das Interview! Ich wünsche Dir und Deiner Tochter alles erdenklich Gute für Eure Zukunft.
so authentisch, herzlich und nah. dieses Interview liest sich wunderbar.
AntwortenLöschenSchönes Interview! Ich habe echt Respekt vor allein lebenden Müttern. Und diese scheint eine ganz besonders herzliche und tolle Frau zu sein. Vielen Dank für diesen offenen Einblick der Interviewering und Interviewten ;) LG
AntwortenLöschenPS. Katrin, ich freu mich schon auf eure "Näh-Ecken-Pläne" hab grad bei der Päng darüber gelesen.
Danke. Es freut mich, dass Dir das Interviews so gut gefällt. Die Näh-Eckenpläne dauern sicher noch eine Weile, aber die Idee ist jedenfalls schonmal da :) LG Katrin
LöschenAuch so schön! Herziges Interview!
AntwortenLöschen