Dienstag, 21. Mai 2013

Warum ich häkle und es anderen gern beibringe

Im Januar 2012 begann ich mit dem Häkeln. Abgesehen von Topfläppchen in der Schulzeit, war ich totaler Anfänger. Zu diesem Zeitpunkt war ich schon an der Nähmaschine kreativ und nähte Sachen für meinen Sohn. Beim Häkeln reizte mich jedoch, mit wie wenig Materialien man einfach loslegen konnte. Häklenadel und Wolle passen in jede Handtasche. Meine Nähmaschine nicht. Ich lernte häkeln insbesondere mit diesem wundervollen Blog „Crochet Geek“ (englisch), wo ich in Videos jede Masche nachvollziehen konnte. Dann brachte mir meine Schwiegermutter noch ein paar weitere Grundregeln bei. Vor kurzem brachte ich mir bei, Häkleschriften in Magazinen zu lesen. Doch ich weiß noch längst nicht alles! Bisher habe ich vorwiegend Amigurumi Tierchen und Granny Squares gehäkelt. Im Moment arbeite ich an einem Kleiduungsprojekt für mich.

Während dieser Projekte fragte ich mich immer wieder, auch angeregt durch Nachfragen des Mannes, warum ich eigentlich so gerne dasitze und ewig lange an was rumhäkle, was man viel billiger und ohne viel Aufwand kaufen könne. Es ist zum einem dieses schöne Gefühl, wie bei allen Do-it-yourself Projekten, etwas mit den eigenen Händen zu schaffen und dabei zuschauen zu können, wie Masche für Masche unter den eigenen Händen etwas anfassbares entsteht. Ich habe einen verkopften Beruf, wo ich kein Ergebnis in den Händen halte. Da ist mir das Häkeln (und auch das Nähen) ein ganz wichtiger Ausgleich. Das Arbeiten an einem Häkelprojekt ist selbstbestimmt. Ich überlege mir was ich machen will, entscheide mich für Muster und Material, bestimme das eigene Tempo. Es gibt kein (oft lästiges) Abstimmen mit zig Beteiligten, wie im Berufsleben der Fall.

Das Ergebnis des Häkelns ist dann einmalig. Niemand anderes hat das gleiche Stück! Es macht mich stolz, wenn der Knirps mit den kleinen gehäkelten Tierchen spielt oder sich in ein Granny Square Kissen kuschelt, was ich an vielen Abenden gefertigt habe. Diese Stücke sind einfach etwas ganz besonderes.
Häkeln ist auch eine Gelegenheit in einer Welt voller Ablenkungen, ständiger Beschleunigung und dauernder geteilter Aufmerksamkeit für tausend Dinge, mich ganz und gar auf eine Sache zu konzentrieren, sich auf sie einzulassen und voll darin aufzugehen. Wiederholende Muster wirken dabei fast meditativ auf mich. Ich setze mich bewußt hin, um ein paar Maschen zu häkeln, habe Ruhe dabei und kann die Gedanken fließen lassen. Das gelingt mir beim Nähen nicht ganz so. Da gibt es weniger Wiederholungen und ich muss mich mehr konzentrieren.

Entschleunigung und Ruhe durch Häkeln.
Freunde fragen mich, warum ich mich stundenlang hinsetze, nur um so ein Tierchen oder ein Kissen zu häkeln. Ist das nicht Zeitverschwendung? Siehe oben genannte Gründe: Nein! Es ist bewußte Entschleunigung für mich. Weg vom hektischen Alltag. Dabei hat jeder seine eigenen Methoden, um abzuschalten. Ich möchte manchmal auch einfach nur eine TV-Serie schauen, um zu relaxen. Beim Häkeln jedoch, halte ich nach einer Weile etwas in der Hand, auch völlig ohne Zeitdruck!

Neulich zeigte mir eine Nachbarin ein paar feste Maschen, die sie gehäkelt hatte und fragte , ob ich ihr ein bisschen mehr zeigen könne. Sehr gern! Ich bot ihr an, dass wir eine Frühlingsmütze für ihre Tochter häkeln könnten. Ist wirklich nicht schwer. Nach ein paar halben Stäbchen war sie im Häkelfieber und ich freute mich richtig für sie. Ein paar Tage später war die Mütze fertig und sie erzählte mir, dass das häkeln spannender als jeder Krimi sei, weil sie so gespannt war, wie das Ergebnis ausschaut. Das fand ich eine passende Beschreibung! Ich häkelte ihr noch schnell eine Blume für die Mütze und fertig war sie. Die Nachbarin hat sich jetzt eine eigene Häkelnadel gekauft. Ich freue mich riesig für sie, und auch darüber, meine Leidenschaft an jemand weitergeben zu können.

Die Häkelmütze des Nachbarkindes.

Falls ihr noch nicht häkelt, probiert es doch einfach mal aus!

2 Kommentare:

  1. richtig super. das hast du echt gut geschrieben :) bei mir ist es ähnlich. also, dass es nicht immer um das fertige stück beim nähen, häkeln etc. geht, sondern auch um den prozess. die zeit, die arbeit, die (für mich) meditation. wunderbar. und ein ausgleich, genau.

    hab eine schöne zeit liebe katrin und sei lieb gegrüßt

    halitha

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  2. Da sprichst du wohl den meisten aus der Seele mit deinem Post! Ich sehe das genauso wie du: Man nimmt sich bewusst die Zeit, und genau wie deine Nachbarin werde ich auch immer gegen Ende ganz hektisch, weil ich so gespannt bin, ob sich die Vorstellung aus meinem Kopf nun wirklich materialisiert hat!

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