Sonntag, 21. April 2013

Galerie-Knirps

Diese Woche hatte der Kindergarten zwei Tage geschlossen. Weiterbildung. Also nahm in Urlaub und wollte mit dem Knirps etwas Schönes unternehmen. Spielplatz kann man immer, dachte ich, und machte mich am Morgen mit Fahhrad und Knirps auf in die Gemäldegalerie mit Meisterwerken aus dem 15. bis 18. Jahrhundert. Wie würde der Knirps wohl reagieren? Gelangweilt, nörgelnd, zu laut? Schließlich ist immer alles so still in der Galerie und alle schauen sich versunken die Bilder an... Schon beim Kartenkauf  jammerte der Knirps: „Raus „ und„Weg“. Oh je! Jetzt hatte ich die Karte jedoch einmal gekauft und würde sehen, ob sich der Knirps vielleicht für die Bilder interessiert. Wie erwartet war der Knirps das einzige Kleinkind, was ich sehen konnte. Die Kartenknipser freuten sich, wie mein Sohn drollig die Treppen rauf tapste und sagten ich solle doch gleich unten im Erdgeschoss mit den Bildern anfangen. Ich öffnete also die große schwere Holztür. In diesem Raum gab es gerade eine Führung und alles war abgedunkelt. Dem Knirps war das zu finster und er krakelte „Nein! Raus!“ durch den ganzen Raum in dem alle andächtig auf ein Bild schauten. Ich schloss blitzschnell wieder die Tür. Das ging ja gut los! Was habe ich mir auch dabei gedacht, den Knirps hierher zu schleppen?

Wir gingen in erste Etage, wo es heller war. Ich hatte den Knirps fest an die Hand genommen, damit er ja nicht auf die Idee kam, an den Absperrkordeln vor den Bildern zu ziehen. Er bemerkte Pferde, Schafe und Kühe auf den Bildern. Ich entspannte mich. Es gefiel ihm also doch. Die Sofas in der Mitte der Räume hatten es ihm besonders angetan und ich hatte einige Mühe, ihn davon abzuhalten darauf  hin und her zu laufen. Also trug ich ihn die meiste Zeit auf meinem Arm. Ich steuerte gezielt die Bilder an, auf denen er etwas erkannte. Portraits fand der Knirps langweilig. Nach ein paar Bildern bemerkte er die vielen nackten Babies auf den Bildern und rief laut „Baby! Pipi!“ und „Keine Windel!“. Ich mußte mich beherrschen nicht laut los zu lachen. Die Leute drehten sich nach uns um und grinsten auch. Ich war erleichtert, dass die Leute ein Kleinkind in der Galerie mit Humor nahmen. Ich habe nicht einen einzigen bösen Blick gesehen. Im Gegenteil. Die Leute schienen sich mit und über den Knirps zu freuen. Noch Tage später erzählte der Knirps: „Baby, Windel weg!?“ Wir haben die Galerie zwar in Rekordzeit durchlaufen, aber immerhin: Der Knirps zeigte ein wenig Interesse und etwas ganz anderes als zum tausendstenmal Spielplatz war es allemal!

Nicolas Poussin (1637): Pan und Syrinx. Auf diesem Bild haben die Babies keine Windeln, wie der Knirps bemerkte.

2 Kommentare:

  1. Ich finde es gut, dass du dich traust, auch mal etwas abseits von den üblichen Dingen zu unternehmen. Schließlich spielen haufenweise Eltern ihren Kindern schon klassische Musik vor, bevor sie überhaupt geboren sind, aber mal Kunst anzuschauen ... kein Kind muss verstehen, was daran jetzt so toll ist, aber es sind mal andere Bilder als die Umwelt und ist auch interessant, wie du ja geschildert hast. Ich hätte mich auch über einen süßen kleinen Kerl gefreut!

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  2. cool! eine schöne idee mit dem knirps in eine galerie zu gehen. und noch besser, dass ihr offensichtlich gar nicht als störquelle wahrgenommen wurdet, sondern als der vollwertige besuch, der ihr auch ward :)

    eure fundstücke im container finde ich übrigens auch richtig, richtig hübsch!

    glg
    halitha

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